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Christian Schrot: „GRENKE - Auto Eder ist heute ein internationales Top-Team“

GRENKE - Auto Eder at GP Rüebliland 2024 (Photo: Flavio Moretti)

Nach 14 Jahren verlässt Christian Schrot, Sportlicher Leiter des Red Bull - BORA - hansgrohe U19-Teams GRENKE - Auto Eder, unsere Mannschaft. Wir nahmen seinen Abschied zum Anlass, um mit ihm gemeinsam zurückzublicken und über die allgemeine Entwicklung des Junioren-Radsports zu sprechen.

Christian, du hast 14 Jahre lang unsere U19-Mannschaft GRENKE - Auto Eder geleitet. Wie haben sich deine Aufgaben und das Team in dieser Zeit verändert?

Christian Schrot: Ich bin im Herbst 2010 zu einer Zeit dazugestoßen, als die Mannschaft noch Auto Eder Bayern hieß. Damals waren wir ein rein regionales Team, mit dem Ziel, die besten bayerischen Rennfahrer zu fördern. Mit der Zeit sind wir aber immer weiter gewachsen und inzwischen im internationalen Radsport fest etabliert. Meine Aufgaben haben sich dabei gar nicht so sehr verändert: Ich habe mich um das Teammanagement, die Wettkampfplanung und die Fahrerplanung gekümmert. Als Sportwissenschaftler war ich zudem für das Training der Athleten zuständig. Ein weiterer wichtiger Aspekt war darüber hinaus, als Mentor für die Sportler zu agieren – gerade in Bezug auf ihre Karriereplanung und persönliche Entwicklung. Das ist im U19-Radsport essenziell.

Wie hat sich der Junioren-Radsport im Vergleich zu deiner Anfangszeit verändert? Was sind aus deiner Sicht die größten Entwicklungen?

Christian Schrot: Die Junioren-Szene hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Zu Beginn meiner Zeit war der Radsport auf Junioren-Ebene noch sehr von Vereinsmannschaften geprägt. Selbst bei kleineren UCI-Rennen standen hauptsächlich Clubs am Start. Mit der zunehmenden Professionalisierung – vor allem durch den Einfluss der WorldTeams – hat sich das geändert. Heute gibt es kaum ein großes Profi-Team, das nicht eine Partnerschaft mit einer Nachwuchsstruktur pflegt. Dadurch ist auch das Niveau der Rennen gestiegen – sowohl in Sachen Geschwindigkeit als auch in Sachen Taktik. Wir sehen heute Rennen, in denen die Mannschaftstaktiken der Profis schon in der U19 eine Rolle spielen.

Christian Schrot mit U19-Fahrer Anatol Friedl (Österreich). (Foto: Joerg Mitter / Red Bull Content Pool)

Wie unterscheidet sich die Arbeit mit U19-Sportlern im Vergleich zu professionellen Fahrern? Was sind die größten Unterschiede in der Herangehensweise?

Christian Schrot: Der größte Unterschied ist, dass U19-Fahrer noch Jugendliche sind, die viele verschiedene Aspekte in ihrem Leben bewältigen müssen. Sie sind Schüler und stehen vor der Herausforderung, Sport und Schule unter einen Hut zu bringen. Dazu kommt, dass sie noch in einer Phase der persönlichen Reifung stecken. Die Aufgabe einer professionellen U19-Mannschaft ist es, ihnen nicht nur sportlich, sondern auch persönlich zu helfen, ihren Weg zu finden. Ein großer Fokus liegt zudem darauf, aus den einzelnen Fahrern ein Team zu formen. Dabei geht es auch darum, dass die Jugendlichen lernen, sich für die Erfolge anderer zu freuen und das eigene Ego manchmal zurückzustellen. Das ist in einem so jungen Alter oft eine Herausforderung, aber es ist eine Stärke unseres Teams, dass wir das immer wieder geschafft haben.

GRENKE - Auto Eder gilt heute als die erfolgreichste U19-Mannschaft der Welt. Welche Erfolge oder Momente im U19-Team werden dir besonders in Erinnerung bleiben?

Christian Schrot: Besonders herausragend sind natürlich die vier Weltmeistertitel – darunter Manuel Porzners Titel im Scratch auf der Bahn, der Bahn-Titel von Luis-Joe Lührs in der Mannschaftsverfolgung und die beiden Straßen-WM-Titel durch Emil Herzog und Lorenzo Finn. Neben den vielen Einzelerfolgen haben wir es zudem geschafft, Erfolge regelmäßig zu reproduzieren. Diese Konstanz zeichnet unser Team aus. So konnten wir in den letzten drei Jahren beim Saisonhöhepunkt, der Straßen-Weltmeisterschaft, mit dem WM-Titel von Emil Herzog 2022, dem Vize-Weltmeistertitel 2023 von Paul Fietzke und dem WM-Titel von Lorenzo Finn 2024 eine unglaubliche Bilanz erzielen und dies eindrucksvoll unterstreichen.

Mit dem WM-Titel durch Lorenzo Finn ist dir sozusagen ein goldener Abschluss gelungen. Was wird dir am meisten an deiner Arbeit mit dem U19-Team fehlen?

Christian Schrot: Ja, der WM-Titel mit Lorenzo war definitiv ein krönender Abschluss. Es war mir immer ein Herzensprojekt, dieses Team über so viele Jahre hinweg zu begleiten und zu entwickeln. Wir haben gemeinsam viel aufgebaut – von einem regionalen und nationalen Konzept hin zu einer international erfolgreichen Mannschaft. GRENKE - Auto Eder ist heute ein internationales Top-Team. Was mir am meisten fehlen wird, ist sicherlich die tägliche Arbeit mit den Fahrern, die Entwicklung zu sehen und Ziele gemeinsam zu erreichen. Aber ich werde das Team weiterhin verfolgen und bin gespannt, wie es sich entwickelt.

Christian, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Foto: Flavio Moretti Fotografie